Aufbruch ins Wintersemester 2025/26
Mit dem neuen Semester beginnt auch ein neuer Abschnitt für viele, die sich auf den Weg in den pastoralen Dienst machen. Drei Geschichten zeigen, wie unterschiedlich Berufung Gestalt annimmt – und was Menschen trägt, die sich dafür entschieden haben.
Lesen Sie mehr auf unserer Website:
- im Interview mit Maximilian Mattner über seine Erfahrungen und Perspektiven.
- über Kieu Mi Do und ihre Ausbildung zur Pastoralreferentin am IDP,
- und über den Weg in die Diakonenausbildung,
Alle drei Texte finden Sie exklusiv auf unserer Website, verlinkt im Newsletter.
Interview mit Maximilian Mattner, Alumnus des Collegium Borromaeum
I. Abschnitt: Rückblick auf die Zeit im Priesterseminar
Was war für dich das Besondere am Borromaeum?
Das, was mich am meisten geprägt und beeindruckt hat, war die tägliche Begegnung mit anderen ehrlichen Gottsuchern, die Freude am Glauben, an der Begegnung mit dem Herrn in der Liturgie, in gemeinsamen Zeiten des Innewerdens haben. Das Besondere ist sicher, dass das Borromaeum heute auch stark von Studenten geprägt wird, die nicht Theologie studieren und trotzdem ihren Glauben vertiefen und sich der Frage nach ihrer Berufung stellen wollen: Sie werden später einmal andere Menschen erreichen und Zeugnis geben können in ihren familiären und beruflichen Umfeldern, die sonst keinen Kontakt zu Christus und seiner Kirche mehr finden könnten. Umgekehrt fand ich es auch ganz angenehm, den Tellerrand etwas geweitet zu bekommen und Einblick in andere Studienfächer zu finden. Wie es ein alter Pastorenwitz sagt: Theologen sind wir Dung – über das Land verteilt segensreich, auf einem Haufen Mist.
Welche Rolle spielten geistliches Leben, Gemeinschaft in Studium im Alltag?
Eben das geistliche Leben in Gemeinschaft, das von den Laudes über die Sext bis zu den Vespern, Messfeiern und vor allem der Komplet am Donnerstag, der aus meiner Sicht schönsten Gebetszeit im Borromaeum, den ganzen Tag umspannt, ist ja ein Spezifikum, das man kaum irgendwo anders finden und sich in einem studentischen Single-Haushalt schon gar nicht ermöglichen kann. Besonders schön fand ich es auch, dass wir in kleinen Gruppen, die sich frei gefunden hatten, gemeinsam Schriftbetrachtung gehalten haben und es gemeinsame Lesekreise geben konnte, während auch manche Kaffeerunde auf II-Ost geistliche Themen zum Inhalt hatte. Ohne die Zeit im Borromaeum hätten ich viele Freundschaften, die eben auch „geistliche Freundschaften“ sind, nicht knüpfen können.
Wie hast du das Miteinander im Seminar erlebt?
Sehr unterschiedlich! Ich nehme vor allem die positiven Begegnungen mit, die mein Leben nachhaltig und über die Zeit des Borromaeums hinaus prägen werden. Zugleich nehme ich aber auch eine Gefahr wahr: Im Borromaeum wurde immer wieder der Wert von „Gemeinschaft“ betont, die es ohne Frage braucht. Gemeinschaft ist aber noch kein Wert an sich, sondern versammelt sich um eine gemeinsame Überzeugung, eine Vision, in unserem Fall um Jesus Christus und sein Evangelium. Die Gemeinschaft folgt aus dem gemeinsamen Glauben.
Manchmal schien es mir, dass sich gewisse Ideologien vor das Evangelium schoben. Auch in der DDR gab es beispielsweise Bewegungen, die Jesus gerne mal als sozialistischen Revolutionär darstellten. Für die Kirche meiner Heimat hat Kardinal Meisner dazu den entscheidenden Satz gesagt: „Wir folgen keinem anderen Stern als dem von Betlehem.“ Nur auf dieser Grundlage konnte die Gemeinschaft inmitten aller Widrigkeiten überdauern. – Die roten Sterne des real existierenden Sozialismus sind heute anderen gewichen, die auch in der Kirche Streit verursachen. Das kirchliche Miteinander wird nach meiner Überzeugung nur da gelingen, wo der Leitstern zur Krippe hinführt, zur Menschwerdung des Wortes Gottes, zur wirklichen, existenziellen Begegnung mit Jesus, dem Herrn! „Damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch das trügerische Würfeln der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen“ (Eph 4,14), ermutige ich euch: Folgt keinem anderen Stern als dem von Betlehem!
Welche Erfahrungen oder prägenden Momente nimmst du besonders mit?
Es fällt mir schwer, das auf einzelne Ereignisse engzuführen, da es für mich vor allem die Freundschaften sind, die ich in dem Sinne mitnehme. Wenn man aber ein paar Highlights lichten sollte, dann denke ich besonders an die gemeinsame Rom-Wallfahrt zum Heiligen Jahr, die nicht nur viele Eindrücke über Rom hinaus ermöglicht hat, sondern auch wirklich fromm und vom Gebet getragen war in diesem besonderen Gnadenjahr. Auch die Beauftragungsfeier im November mit dem persönlichen Gebet des Regens für alle zu Beauftragenden fand ich sehr anrührend. Und Party-Höhepunkt war natürlich die Papstwahl im letzten Mai, die lange und ausschweifend gefeiert wurde und so katholisch war, wie es sein sollte.
Gegenwart: Pastoralkurs in Wittichenau (Bistum Görlitz)
Wie ist es für dich, jetzt wieder in deiner Heimat zu sein?
Nach den vielen Jahren in Münster war es zunächst ein Abschied mit allen Emotionen, die Abschied ausmachen. Ich wurde aber sehr freundlich in Empfang genommen in meiner neuen Pfarrei in Wittichenau, die deutsch-sorbisch geprägt ist mit einem Katholikenanteil von 65% und zahlreichen volkskirchlichen Traditionen. Insofern ist es schon ein großer Unterschied auch zum kirchlichen Leben in meiner Heimatpfarrei und auch in Münster. Ich genieße es zudem, dass der ostdeutsche Katholizismus so angenehm unaufgeregt ist.
Und insgesamt bin ich schließlich froh, gewissermaßen ja doch wieder zuhause zu sein: Die Prägung der Menschen ist am Ende doch ganz ähnlich und es ist freilich auch schön, wieder näher an der eigenen Heimat und der eigenen Familie zu sein. Auch hat es mich sehr gefreut, dass mein neuer Pfarrer sich sehr gesorgt hatte und meinen Umzug unterstützte: Drei Mitbrüder aus dem Borromaeum, die mir beim Umzug geholfen und mich zu meiner Admissio nach Görlitz begleitet hatten, durften seine Gastfreundschaft auch genießen. Da fühlt man sich freilich dann gleich gut aufgehoben.
Was bedeutet dir dein Gemeindejahr, und wie sieht dein Alltag dort aus?
Der Pastoralkurs besteht ja aus drei Jahren, wobei nach einem Jahr die Diakonen- und nach zwei Jahren die Priesterweihe ansteht. Ich bin also etwas länger hier. Im ersten dieser drei Jahre ist vor allem das Schulpraktikum vorgesehen, welches ich in einer Grundschule und in einem Christlichen Gymnasium absolviere, wo ich zunächst einige Stunden hospitiere und dann auch selbst Unterricht erteilen werde. Darauf bin ich sehr gespannt. Die Gemeinde an sich spielt also noch mehr oder minder eine nachgeordnete Rolle, wobei ich hier auch das eine oder andere mittun und in jedem Falle ja miterleben kann. Zudem bin ich sehr viel auf Fortbildung, wobei die Betonung auf „fort“ liegt: Wenn man die ganzen Schulungswochen und Studientage einmal abzieht, bleibt bis zum nach Ostern beginnenden Diakonatskurs gar nicht so viel Zeit, in der ich dann wirklich in Wittichenau bin. Auch bedeutet das, dass ich gar nicht so viel „Alltag“ finde, weil ja auch immer wieder etwas anderes ansteht.
Welche Begegnungen oder Erfahrungen im Gemeindejahr sind dir bisher besonders wichtig geworden?
Nun bin ich effektiv ja erst zwei Wochen hier, da wir zum Start erstmal mit dem Pastoralkurs der nordostdeutschen Priesteramtskandidaten und dann dem Berufseinführungskurs der angehenden Gemeindereferenten und Priester aus den Ostbistümern und dem Bistum Fulda in Erfurt waren. Insofern gab es noch nicht viele Begegnungen in der Pfarrei, wobei diese bislang sehr herzlich waren. Man merkt, dass die kleine Stadt von einem großen Zusammenhalt geprägt ist, man einander kennt und viele Leute mit großer Gewissenhaftigkeit und Liebe oft seit vielen Jahren bestimmten Aufgaben nachgehen. Als ich gerade einen Tag hier war, lernte ich einen Mann kennen, der jeden Tag die Opferlichter austauscht, auf dem Kirchplatz das Unkraut jätet und mich in großer Selbstverständlichkeit fragte, wie viele Pilze ich haben wolle: Er würde im Herbst immer in den Wald gehen und die ansässigen Pfarrer damit versorgen. Das ist schon sehr liebenswert. – Darüber hinaus war und bin ich für die Gemeinschaft im Pastoralkurs sehr dankbar: Wir haben auf Anhieb einer sehr gute Gemeinschaft zueinander gefunden und das erscheint mir auch sehr wertvoll!
Gibt es auch Herausforderungen in der Praxis, die dich besonders fordern?
Nachdem ich in den vergangenen Semestern ja eigene Lehrveranstaltungen an unserer Fakultät geben durfte, bin ich wirklich gespannt, wie mir das mit der 2. Klasse gelingen wird. Nach vielen Jahren im Elfenbeinturm der Wissenschaft ist es freilich eine Herausforderung, zentrale theologische Fragen nicht zu zerdenken, sondern zu elementarisieren. Auch würde ich gerne ein wenig Sorbisch sprechen lernen, da ich großen Respekt davor habe, wie das sorbische Volk, eine anerkannte nationale Minderheit in Deutschland, die in der Lausitz und eben hier bei uns siedelt, über die vergangenen Jahrhunderte den katholischen Glauben mit vielen Traditionen bewahrt hat. – Das sind aber freilich angenehme Herausforderungen.
Zukunft
Welche Erwartungen hast du an deine weitere Ausbildung und den Weg zum Priestertum?
Der weitere Weg wird ja langsam überschaubar und ich hoffe, dass ich in nun erstmal die Herausforderungen des Berufseinführungskurses mit seinen Prüfungen etc. gut bestehen kann und dann Zeit bleibt, auch in geistlicher Weise auf die Weihen zuzugehen und nicht innerlich unvorbereitet in den Klerikerstand hineinzustolpern. Vielleicht darf ich an dieser Stelle eine kleine Erwartung an die Leser dieses Interviews richten: Ich freue mich über euer Gebet, nicht nur für mich (aber auch!), sondern besonders auch um geistliche Berufungen in euren Diözesen! Die Kirche und ihre Priester leben von eurem Gebet!
Welcher Schritt steht für dich auf dem Weg zum Priestertum als nächstes an?
Wie schon gesagt, folgt jetzt das Schulpraktikum. Nach Ostern kommt der Diakonatskurs mit der praktischen Vorbereitung auf den Dienst als Diakon, dann folgen Weiheexerzitien und – so Gott will – werde ich am Herz-Jesu-Fest nächsten Jahres zum Diakon geweiht.
Was würdest du Menschen sagen, die überlegen, ins Priesterseminar einzutreten?
Lange Zeit hätte ich gesagt, dass es heiligmäßige Priester braucht – das ist sicher auch so. Vor wenigen Wochen haben wir im Pastoralkurs die Predigt von Leo XIV. betrachtet zu seiner ersten Priesterweihe als Papst Ende Mai. Darin deutet der Heilige Vater die Handauflegung nicht ausgehend von der apostolischen Sukzession, sondern von der Berührung Jesu gegenüber den Kranken, den Besessenen, den Leidenden. Für ihn steht der Priester da als jemand, der Gnade erfahren hat, Heilung, Rettung auch aus dem eigenen Versagen und der diese Heilung, die er erfahren hat, nicht für sich behält, sondern bezeugt in einer oft zerrissenen Welt. Vor dem Erbe der Kirche steht die eigene Begegnung mit der Wirklichkeit Gottes, die Erfahrung seiner Gegenwart, die ich unmittelbar selbst mache. Mir ist dadurch nochmal deutlich geworden, wie wichtig es ist, sich von Gott anrühren zu lassen auch in all der Armseligkeit, die ich mir, ihm und der Welt zuweilen bin. So braucht es vielleicht heute nicht zuerst heiligmäßige, sondern mehr geheiligte Priester, – gebrochene Menschen, die Gott aufgerichtet hat, – denn jenes Eigentliche des priesterlichen Dienstes erscheint mir gerade darin zu liegen, dass der Priester bezeugen darf, dass Gott jeden einzelnen Menschen sucht, seine Wunden heilen, sein Versagen vergeben, seine Trauer trösten und alles in seiner Gegenwart verklären will, – so wenig wir das manchmal sehen und verstehen mögen. Das Zeugnis des Priesters ist es, dass es das Heilige, den Heiligen gibt, dass Gott erfahrbar wird, dass er dem Menschen begegnen will – und er im Priester einen Mittler sucht, der ihn zu dem Menschen und die Menschen zu ihm führt. Wer heute Priester werden will, braucht die Begegnung mit dem Herrn, er muss aus der Wirklichkeit Gottes heraus leben können und sich berühren lassen, um andere berühren zu können.
Kieu Mi Do – Ausbildung zur Pastoralreferentin am IDP
Könntest du dich kurz vorstellen- wer bist du, wo kommst du her?
Mein Name ist Kieu Mi Do, 24 Jahre und ich bin in Essen aufgewachsen. Zum Studium der Katholischen Theologie bin ich 2019 nach Münster gekommen.
Was hat dich motiviert, die Ausbildung am IDP zu beginnen?
Ich wollte schon immer einen Beruf ausüben, der nahe am Menschen ist. Als Ausdruck meines persönlichen Glaubens und begeistert von der Vielfalt des Berufsfeldes als Pastoralreferentin habe ich mich schon Anfang des Studiums für die Ausbildung entschieden.
Gab es einen besonderen Auslöser oder eine Erfahrung, die dich auf diesen Weg gebracht hat?
Eigentlich waren viele Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die mich gut kennen, ausschlaggebend. Viele aus meinem Freundeskreis haben gesagt: Du solltest Seelsorgerin werden!
Welche Rolle spielt der Glaube in deinem Alltag?
Ich suche immer wieder bewusste Unterbrechungen des Alltags, in denen ich innehalte und mich vor Gott stelle. Das können die zehn Minuten beim Mittagsgebet sein, aber auch ein Spaziergang auf der Promenade.
Wie hast du die ersten Tage oder Wochen im Collegium Borromaeum erlebt?
Ich habe mich in den Einführungswochen im Collegium Borromaeum sehr wohl gefühlt.
Welche Inhalte und Schwerpunkte erwarten dich in der Ausbildung?
In der Ausbildung geht es darum, das Berufsfeld kennenzulernen, in Begegnung und Gesprächen zu gehen und nachzuspüren: Wie will ich diesen Beruf ausfüllen? Wo liegt meine besondere Berufung?
Gibt es etwas, worauf du dich besonders freust?
Ich freue mich besonders auf die Exerzitien und geistlichen Impulse.
Was sind bisher deine größten Herausforderungen?
Der Übergang vom Studium ins Berufsleben und die Organisation der (sich oft überschneidenden) Termine.
Welche Themen oder Bereiche in Kirche und Gesellschaft liegen dir besonders am Herzen?
Mir ist es wichtig, die Vielfalt von liturgischen Formen in unserer Tradition aufzuzeigen und zu gestalten. In unserer hektischen und schnellen Welt möchte ich durch meine Angebote einen Gegenpol schaffen und in Form von Andachten einen Raum der Stille und Entschleunigung schaffen.
Was wünschst du dir für deine Zeit im IDP und darüber hinaus?
Ich wünsche mir – und das habe ich jetzt schon erlebt – viele Möglichkeiten der Begegnung, herausfordernde Gespräche und gemeinschaftliches Gebet.
Gibt es einen Bibelvers, ein Lied oder ein geistliches Erlebnis, das dich begleitet?
Psalm 16: Behüte mich Gott, denn ich vertraue auf dich. Mein ganzes Glück bist du allein.
Und als Ort: Dalmanutha im Priorat Tagbha direkt am See Genezareth.
Das Collegium Borromaeum als Ausbildungshaus für die Ständigen Diakone
Seit Januar ist bekanntlich unter dem Dach des Collegium Borromaeum neben dem Priesterseminar auch das IDP (Institut für Diakonat und Pastorale Dienste) beheimatet. Wie der Name schon sagt, werden hier neben den PastoralreferentInnen auch die Ständigen Diakone ausgebildet und begleitet.
Neben dem Wechsel vom Überwasserkirchplatz zum Domplatz hat sich auch die Verantwortlichkeit in der Ausbildung der Ständigen Diakone verändert. War viele Jahre Diakon Joachim König als ‚Bischöflicher Beauftragter‘ für die Ausbildung der Ständigen Diakone verantwortlich, sind es nun Maria Bubenitschek als Leiterin des IDP und ich, Thorsten Wellenkötter. Neben meiner Aufgabe als ‚Bischöflicher Beauftragter für den Diakonat‘ bin ich weiterhin mit der Hälfte meiner Arbeitszeit als hauptamtlicher Diakon in meiner bisherigen Einsatzpfarrei in Billerbeck aktiv. So ergänzen sich meiner Ansicht nach sehr gut die Ausbildung der Diakone mit den praktischen Erfahrungen des Gemeinde-Alltags!
Wie die Ausbildung aufgebaut ist:
Ständige Diakone sind im Bistum Münster vor allem Diakone mit Zivilberuf, einige wenige Diakone sind hauptamtlich und haben vor oder nach ihrer Weihe die Ausbildung zum Pastoralreferenten absolviert. Da also fast alle Männer in der Diakonenausbilung einem weiteren Beruf nachgehen, findet die Ausbildung in der Regel am Wochenende statt. Mindestens vier Jahre dauert die Ausbildungszeit. In den ersten Jahren bildet ein Schwerpunkt das theologische Studium des Würzburger Fernkurses (Grund- und Aufbaukurs). Monatlich lädt Pastoralreferent Thomas Hußmann die Studierenden an einem Samstag ein, sich mit den Inhalten der Lehrbriefe gemeinsam auseinander zu setzen. Das Lesen und Lernen der Inhalte bleibt aber natürlich jedem nach seinen persönlichen Zeitressourcen überlassen. Am Ende steht jeweils eine Hausarbeit und eine Abschlussprüfung von Grund- und Aufbaukurs.
Parallel dazu findet die inhaltliche Ausbildung zum Dienst des Diakons an zehn weiteren Wochenenden im Jahr statt, in der Regel Freitagabend bis Samstagnachmittag, gelegentlich auch mal bis sonntags. Sofern die Diakonatsbewerber verheiratet sind, werden die Ehefrauen zu einzelnen Ausbildungseinheiten mit eingeladen. Denn schließlich sind sie es, die vom Bischof bei der Diakonweihe ausdrücklich gefragt werden, ob sie der Weihe ihrer Ehemänner zustimmen.
Grob gesagt hat die inhaltliche Ausbildung drei Schwerpunkte:
Eine sozial-caritative Ausrichtung des Diakonates
Wie der Name es schon sagt, soll der Dienst des Diakons vor allem auch im diakonischen Handeln verankert sein. Diakone sind keine ‘Ersatzpriester’ in Zeiten des Priestermangels, sondern immer auch Anwalt der Benachteiligten in Kirche und Gesellschaft. Viele Männer, die sich für den Diakonat interessieren, bringen aufgrund ihres Erstberufes (Krankenpfleger, Sozialarbeiter etc.) einen diakonischen Blickwinkel schon mit. Für alle gilt es aber, diese Sichtweise noch weiter zu schärfen. Deshalb durchziehen die vier Jahre Ausbildungswochenenden, die eine sozial-caritative Sicht auf unsere Gemeinden und Gemeinschaften schärfen und Fähigkeiten entwickeln, sich sozial-caritativ einzubringen.
Geistliche Wochenenden
Diakone sollen ‘Männer des Gebetes’ sein. Somit gehört zu den Schwerpunkten der Ausbildung die geistliche Begleitung des Ausbildungsweges und geistliche Wochenenden, die sich mit den Fragen nach Berufung und Versprechen des Diakons geistliche auseinandersetzten. Diese Wochenenden werden durch das Team der Spirituale verantwortet und zählen zum ‘Forum internum’.
Liturgische Element der Verkündigung
In vielen Gemeinden werden Diakone vor allem zunächst durch ihre liturgischen Dienste wahrgenommen. Wie oben erwähnt, sollte der erste Platz des Diakons zwar der Diakonie entspringen, dennoch brauchen wir gerade auch in heutiger Zeit gut ausgebildete Liturgen, die überzeugend die Botschaft des Glaubens feiern und verkünden. Dazu helfen die Wochenenden, die die einzelnen liturgischen Feiern der Kirche näher in den Blick nehmen und auch praktische Übungen enthalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist dabei die Einführung in den Dienst der Verkündigung (Predigt / Wort-Gottesfeier etc.), die dem Diakon in vielen Gemeinden anvertraut wird.
Zukünftig wird die Ausbildung der Ständigen Diakone parallel zu den weiteren kirchlichen Berufungen zusammen mit dem Bistum Essen stattfinden und vornehmlich im Collegium Borromaeum beheimatet sein.
Bevor nach vier Jahren die Diakonweihe gespendet wird, erhalten die Kandidaten zunächst die Beauftragung zum Lektorat und Akolythat und ungefähr ein Jahr vor der Weihe die Admissio. Jährliche Kontakte, Gespräche und Besuche zwischen Kandidaten, Pfarrern und Ausbildungsverantwortlichen durchziehen die Vorbereitungszeit, um so bei der Weihe überzeugt sagen zu können: ‘Ja, ich bin bereit! ’
Thorsten Wellenkötter,
Bischöflicher Beauftragter für den Diakonat
Diakon in St. Johann / St. Ludger, Billerbeck

